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Seit etwa fünfzehn Jahren der Beginn einer neuen Ära, einer „individualisierten Medizin", angekündigt. Um ihre (bio-)politische und ökonomische Hintergründe geht es in dieser Broschüre. Auf rund 100 Seiten analysieren wir ökonomische und politische Interessen rund um die "individualisierte Medizin" und setzen sie zu individualisierenden Krankheitsmodellen und Behandlungsrichtungen in Beziehung.
Die zunehmende Marktförmigkeit des Gesundheitssystems transformiert das Recht auf Gesundheitsversorgung: Dem Anspruch, allen Mitgliedern der Gesellschaft stehe in gleichem Maße die Behandlung von Krankheit zu, steht ein Alltag gegenüber, in dem die Art der Behandlung und Versorgung zunehmend von individuellen finanziellen Möglichkeiten und dem persönlichen Versicherungsstatus abhängen. Das Recht auf Gesundheitsversorgung für alle wird von einem von der Kaufkraft des Einzelnen bestimmten Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen abgelöst. Diese Prozesse sind mit den Entwicklungen in der so genannten Biomedizin eng verknüpft.
So wird seit etwa fünfzehn Jahren der Beginn einer neuen Ära, einer „individualisierten Medizin", angekündigt. Versprochen werden eine auf der individuellen genetischen Verfasstheit basierende Diagnostik, „maßgeschneiderte Medikamente“ und „personalisierte“ Therapien. Während Behandlungen bisher nur für ganz wenige und zudem sehr seltene Krankheitsformen entwickelt worden sind, werden wir mit Tests zur Bestimmung genetischer Risiken und mit Biomarkeranalysen für individuelle Krankheitsprognosen überschwemmt. Befördert wird damit ein Denken in individuellen Risikokategorien - die Tests treten als Teil einer Angebotspalette für das individuelle Management von Gesundheit in Erscheinung und unterstützen so die Umwandlung des Gesundheitssystems in einem Markt. Aber nicht nur mit der Ökonomisierung der öffentlichen Gesundheitsversorgung korrespondiert der Diskurs der „individualisierten Medizin“, sondern auch mit der Marktförmigkeit der Forschung. Eine Vielzahl von Kooperationen zwischen Universitäten, Pharmaunternehmen, biotechnologischen Start Ups oder Medizinprodukteherstellern richtet sich vor allem auf die Entwicklung von absatzfähigen Produkten. Diese Ausrichtung ist politisch gewollt: Biomedizinische Forschung wird staatlich in einer Weise gefördert, die auf ihre ökonomische Bedeutung als „Standortfaktor“ abzielt und vor allem wirtschaftliches Wachstum hervorbringen soll.
Um diese und andere (bio-)politische und ökonomische Hintergründe geht es in der neuen Broschüre des GeN. Auf rund 100 Seiten analysieren wir ökonomische und politische Interessen rund um die "individualisierte Medizin" und setzen sie zu individualisierenden Krankheitsmodellen und Behandlungsrichtungen in Beziehung.
Inhalt der Broschüre
0 EINLEITUNG: Warum diese Broschüre?
1 INDUSTRIE Einführung: Der Imperativ des Wachstums Unternehmen und ihre Produkte
2 POLITIK Einführung: Die Logik von Standort und Wettbewerb Förderstrategien des Bundes Landesförderung
3 FORSCHUNG Einführung: Marktförmige Forschung und die Individualisierung von Krankheit Forschungsstandorte Netzwerke und Cluster
4 Abkürzungsverzeichnis
5 Impressum